Sonntag, 11. August 2013

Die marathansche Lösung - Teil 4 -

Diese Teilnahmslosigkeit, ja - diese Beliebigkeit im soziokulturellen Verhalten sowohl des Individuums wie auch der Gesellschaft als solcher (auch wenn es - natürlich - Ausnahmen gab) war Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre nicht zu beobachten; im Gegenteil.
Doch dieser Enthusiasmus, dieses geradezu gesellschaftliche Aufbegehren gegen Zwänge, die so nicht hingenommen werden wollten, hielt nicht lange genug an oder vielmehr glaubten die Menschen, sie hätten die Gesellschaft, deren Grundlage sie selbst bildeten, ausreichend abgeändert.
Möglicherweise hatten es sich die einstigen Revoluzzer aber auch nur in den durch ihre Revolution freigeschaffenen hohen gesellschaftlichen Stellungen bequem gemacht und erkannt, das man in aller Regel nur solange gegen die da oben ist, bis man selbst einer aus dieser gesellschaftsbestimmenden Elite ist.

JaJo/Os/Gab und Wolf waren in dieser Hinsicht anders gestrickt, wie man so sagte. Ja, beide hatten Eltern, die den Traum aller Eltern träumten: das es ihren Kindern einmal beser gehen sollte.
Ein guter Vorsatz, der nicht an den elterlichen Bemühungen scheitern sollte, sondern an mangelndem kindlichem und jugendlichem Enthusiasmus; vielleicht auch ein wenig eine Frage der Erbanlagen, obwohl dies eine Frage ist, die wissenschaftlich bis dato noch nicht abschließend als geklärt betrachtet werden kann.

Wobei JaJo relativ lange durchhielt; immerhin schaffte er als Immigrantenkind Sein Abitur mit einer mehr als nur passablen Gesamtnote, während Wolf anfänglich als guter, ja sehr guter Schüler auffiel, dann jedoch einen geradezu unerklärlichen Leistungsabfall erlitt, welcher in einem Schiffbruch endete: die Reife konnte Ihm staatlich anerkannt nicht bescheinigt werden; in der Matura war er durchgefallen.
Es reichte dennoch, um eine Ausbildung zum Bürokaufmann zu machen; das elterliche Ziel war somit zumindest ein wenig erreicht, denn der Sohn war kein einfacher Arbeiter, sondern Angestellter.

Os hingegen ging an die Universität in Mainz und studierte. Ein bißchen hiervon, ein bißchen davon - war er bis zum Studienbeginn ein strebsamer Schüler und folgsamer Sohn gewesen, so erwies sich die neue, ungewohnte Lernfreiheit an der Uni als geradezu fatal, weniger, weil Gab der Sinn nach Laissez-faire stand, sondern weil er sich einfach nicht entscheiden konnte, denn er spürte stärker und stärker diesen Hunger nach Wissen, nach Einsicht. Jahrhunderte früher hätte er das Zeug zum Universalgelehrten gehabt; eine Bildungsausprägung die zum damaligen Zeitpunkt - als JaJo studierte - wenig Anklang in der akademischen und wirklichen Welt fand; es dauerte jahre, Jahrzehnte, bis sich diese Einstellung wieder etwas und auch nur in Teilbereichen änderte.

Teil 1 Teil 2 Teil 3

Sonntag, 4. August 2013

Die marathansche Lösung - Teil 3 -

Os, den man wie beschrieben auch Gab oder JoJa nannte, hatte in späteren Jahren einen Freund; das, was man gemeinhin eine Sandkastenfreundschaft nennt.
Dieser Sandkastenfreund hieß Wolfgang; ein sehr historischer Name, der zwar erst spät aber dennoch im Mittelalter Bedeutung erlang und ursprünglich auf einen Menschen - speziell einen Mann - hinwies, der sich leise, schnell und geschickt wie ein Wolf bewegen konnte. Der Nachname dieses Wolfgängers lautete Fuglsang, was gleichwertig mit Vogelsang war und schlicht bedeutete: Ort mit viel Vogelgesang.

Fuglsang - Wolfgang, später kurz Wolf genannt - war waschechter Hesse, wenn auch erst in der zweiten Generation; die Großeltern stammten aus Bayern, dort aus Franken nahe Coburg. Kronach, um geographisch genau zu sein.

Die mißverständliche kohlsche Gnade der späten Geburt hatten Wolf und JoJa unzweideutig, wobei die beiden es eher als Fluch der verspäteten Geburt betrachteten, denn ihnen beiden entging es, die aufregende, umstürzlerische, bewegende Zeit der 60er und 70er Jahre tatsächlich und aktiv mitgestaltend zu erleben.
Zwar gab es auch in den 80er und 90er Jahren und im neuen Jahrtausend Gelegenheiten, welche die Teilnahme am kleinen und großen Welt verändern ermöglichten, aber diese waren häufiger von einer ganz anderen Stimmung getragen und wurden auch rarer, seltener.
Damit zwar einerseits bedeutsamer, andererseits aber auch unbedeutsamer, denn wo JaJo und Wolf noch die Generation darstellten, die gerne wollte und eher selten tatsächlich konnte, so war die nachfolgende Generation, ja Generationen, eher davon geprägt, zwar ganz gelegentlich - und nach der Jahrtausendwende doch wieder stärker und notwendiger denn je - die Gelegenheit zum Welt verändern zu haben, diese aber in aller Regel erst gar nicht zu nutzen; man würde in noch späteren Jahren von der Generation der Weltnichtverbesserer sprechen, manche Sozialwissenschaftler benutzten auch die Begrifflichkeit der Teilnahmslosen.

Teil 1 Teil 2

Sonntag, 28. Juli 2013

Die marathansche Lösung - Teil 2 -

Wir verweilten für einen Augenblick in Mogontiacum, jene eine Landeshauptstadt, die einer anderen Landeshauptstadt nur durch ein Flüsschen getrennt von Angesicht zu Angesicht gegenüberliegt.

Zugegeben das Flüschen ist ein äußerst ausgewachsener Fluß, bekannt als Rhein, wobei man in aller Regel von der Rhein spricht, obwohl der alte Herr eine Dame sein soll, verbal betrachtet.

Besagte andere Landeshauptstadt ist Wiesbaden, eine der ältesten Kurstädte Europas und einstiger Lebensraum der Mattiaker, welche zu den Chatten gehörten.
Die Mattiaker zählten zu den römischen Hilfsvölkern, wie es unter den Chatten so üblich war.
Im Wiesbaden des Jahres 1972 A.D., Anfang August, herrschte Sommer, wie nahezu überall in der Bundesrepublik, auch wenn sich ein später - in Jahren betrachtet - heißer Herbst abzeichnete.

Janosz-Jószef Gabčíkubiš wurde als Kind tschechoslowakischer Eltern - Vojtech & Barbora - zur Mittagszeit im St. Josefs Hospital geboren.

Tschechoslowakische Eltern waren zu jener Zeit etwas eher ungewöhnliches (natürlich nur außerhalb des Eisernen Vorhanges), trotz der behutsam versöhnenden Ostpolitik eines Herbert Ernst Karl Frahm besser bekannt als Willy Brandt, doch ungewöhnlich heißt ja nicht unmöglich, sondern eher selten, auffällig und keinesfalls allgegenwärtig, also kein Schmidt, Schmitt oder Meier, Mayer sowie Müller.

Janosz-Jószef Gabčíkubiš - ein durchaus klangvoller Name, der später oft auch JaJo und noch öfter auf Os verkürzt wurde, selten auch auf Gab - auch eine kleine Außergewöhnlichkeit, denn man hätte eher einen Jan erwartet.
Doch im Rahmen der Zeit wäre dieses populäre und - ohne beleidigenden Unterton versehene - gewöhnliche Jan nicht angemesen gewesen für eine Person, die schon wie beschrieben herkunftsbedingt alles andere als gewöhnlich war.

Teil 1

Sonntag, 21. Juli 2013

Die marathansche Lösung - Teil 1 -

Wer Francorum vadus, heutzutage gebräuchlicher Frankfurt am Main oder gar nur FfM genannt, Richtung Südwesten bspw. aus dem Ortsteil Schwanheim (bzw. dem Flughafen, welcher ja eine Art Stadt innerhalb oder konkretisierter am Rande der Stadt darstellt) kommend verläßt, erreicht früher oder später - zeitlich betrachtet eine Frage des Fortbewegungsmittels - den Landkreis der großen Gauner oder vielmehr und offizieller ausgedrückt Groß Gerau, da ersteres nur eine augenzwinkernde Verbalhornung des amtlichen KFZ-Kennzeichens GG darstellt.

Manche kennen dieses eher moderne Brauchtum auch von WOB - Wolfsburg - als Wessi ohne Bildung oder dem Wartburgkreis, WAK, also das Wessiabwehrkommando. In diesem Zusammenhang auch gerne genommen ist KIB für Kirchheimbolanden aka Keiner is(t) bekloppter.

Besagter Landkreis genoß einst den Ruhm Teil des Großherzogtums Hessen zu sein, heute zehrt der Kreis noch am ehesten vom ehemaligen Glanz der Opelurstadt Rüsselsheim, allerdings dürften auch Kelsterbach und Walldorf dem ein oder der anderen ein Begriff sein; hier formte sich medial begleitet die letztlich weitgehend unnütze Gegnerschaft wider die Startbahn West, ohne den Beitrag der anderen Städte und Gemeinden herabsetzen zu wollen. Quasi liegt hier einer der Geburtsorte dessen, was heutzutage als Bündnisgrüne bekannt und mittlerweile gesellschaftlich akzeptiert ist. Unvergessen die Vereidigung des Turnschuhministers Fischer - wie man mittlerweile weiß eine geschickte PR-Aktion des einstigen Taxifahrers und Steinewerfers Joschka.

Eine dieser Gemeinden - an denen der Weg aus Frankfurt nahezu unweigerlich vorbeiführt - ist das einst beschauliche Bischofsheim; anderthalb Dekaden lang Stadtteil der rheinlandpfälzischen Landeshauptstadt Mainz - mittellateinisch Moguntia, ursprünglich aber Mogontiacum für Land des Mogon, dem keltischen Sonnengott - und soweit es die Namensherkunft berührt sehr unbischöflich, da wir es mit dem ersten Ortsnamensteil mit einer dialektisch verbalhornten (Fluß)biegung zu tun haben.

Besagte Flußbiegung ist mittlerweile als Mainspitze bekannt; der Name, unter den im Zug der Nachwehen der Wiedervereinigung von 1989 Bischofsheim und die Doppelgemeinde Ginsheim-Gustavsburg als Stadt vereinigt werden sollten, so eine der vielen Ideen, die aber am Willen der betroffenen Bürger scheiterte.

Gustavsburg ist allerdings kein mißzuverstehender Ortsname, da hier tatsächlich einst - zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges - eine Festung erbaut im Namen des Schwedenkönigs thronte.

In jenem kultur- wie realhistorisch interessantem Gebiet nun also, direkt an der Grenze zwischen zwei Bundesländern, begab es sich, das...

Wobei dies eine andere Geschichte ist, in Kern und Ausformung betrachtet; eine Geschichte, auf die wir vielleicht einmal zurückkommen, wenn es gegeben erscheint.

Bis dato sollte man ergänzend wissen, das die in einigen Fachbereichen vorwiegend medizinischen Ursprungs durchaus über die Region hinaus geachtete Universität zu Mainz - benannt nach Johannes Gensfleisch, genannt Gutenberg - über keinen pataphysischen Zweig verfügt oder verfügte. Oder verfügen wird, soweit mir zu diesem Zeitpunkt bekannt ist.
Etwas weniger erwähnenswert erscheint die Tatsache, wonach amtlich festgelegt die neue deutsche Rechtschreibung zugunsten des Universitätsnamens gebeugt, um nicht zu sagen gebrochen, wird, denn man verzichtet auf den zweiten (welcher eigentlich der erste wäre), namensverbindenden Bindestrich und spricht bzw. schreibt konsequent nur von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Teil 2

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